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Ägyptisches Museum, Kairo

 
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KSTA, , 09.06.2004: „Die Spur führt vom Rhein an den Nil“

Neue Konzepte am Ägyptischen Museum

Wafaa El Sadick ging von Köln zurück nach Kairo, um als erste Frau das "Zeughaus der Antike" zu leiten.

VON RÜDIGER HEIMLICH

Der Reiseführer spricht despektierlich von einer "Rumpelkammer" und rät dringend zu einer geführten Tour. Der Besucher drohe sonst in diesem riesigen Zeughaus der Antike verloren zu gehen. 100 Jahre alt wurde das weltberühmte "Ägyptische Museum" in Kairo im vergangenen Jahr. Der neoklassizistische Bau inmitten des verkehrumtosten Tahrir-Platzes ähnelt von außen einer Bahnhofshalle. Sein Inneres aber mutet an wie ein Stapelhaus: Eng beieinander stehen die kostbarsten Artefakte, eine einzigartige Sammlung, in deren Mittelpunkt der Panzersaal mit der goldenen Mumienmaske des Tutenchamun steht.

Wohl 120 bis 140 Tausend Exponate sollen in den alten Vitrinen stehen. Wie viele Stücke in den Gängen und Räumen im legendären Kellergeschoss des Museumskolosses ruhen, auch darüber verschafft sich Wafaa el Sadick zur Zeit einen Überblick. Sie ist die erste Frau an der Spitze von Ägyptens wichtigstem Museum. Beim "Supreme Council of Antiquities" wird sie gern "die Deutsche" genannt. Denn bis vor wenigen Monaten lebte Wafaa el Sadick noch in Köln, verbrachte hier wichtige Jahre, wie sie im Gespräch mit dem "Kölner Stadt-Anzeiger" erzählt.

Anfang der 80er Jahre lernte die promovierte Ägyptologin die Arbeit des Kölner Museumsdienstes kennen. "Ich war begeistert von dem Konzept der Museumspädagogen, insbesondere am Römisch-Germanischen Museum. Daheim in Kairo schlug ich vor, das Konzept zu übernehmen und es unseren Kindern ebenfalls anzubieten. Damals stieß ich damit aber nur auf Unverständnis." Bis vor ein paar Jahren seien die Ägypter nicht wirklich an ihrem pharaonischen Kulturerbe interessiert gewesen. Das liege vor allem daran, dass sie es kaum kennen, geschweige denn verstehen würden.

El Sadick nutzte ihre Kölner Jahre dazu, Museumspädagogik zu studieren. Sie publizierte darüber in Ägypten, hielt Vorträge und organisierte Workshops. In Köln gründete sie den Verein "CATS", der museumspädagogische Workshops in den Museen von Assuan, Alexandria und Luxor organisieren hilft. Museumspädagogen des Römisch-Germanischen Museum sind inzwischen regelmäßig in Ägypten und ägyptische Kuratoren werden zur Fortbildung nach Köln geschickt.

"Früher wurden Schulklassen in Reih und Glied durchs Museum dirigiert, durften nichts fragen und sollten den Touristenverkehr so wenig wie möglich stören, immerhin sind die ausländischen Besucher unsere Haupteinnahmequelle", erklärt sie. Inzwischen kämen bis zu 100 Schulkinder täglich ins Ägyptische Museum. Sie erhielten anspruchsvolle Führungen und würden sich danach in einer Werkstatt mit praktischem künstlerischem Gestalten beschäftigen. "Das Problem ist, wie so oft, das Geld. Wir haben umgerechnet 125 Euro im Jahr für Papier, Farben, Malutensilien. Wir sind für die kleinste Spende dankbar, für jeden auch noch so bescheidenen Sponsor."
 

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