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Ägyptisches Museum, Kairo

 

 

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Berliner Zeitung, 18.02.2006: „Pyramiden sind nicht
                                            nur für Touristen da“

Die Direktorin des Museums Kairo will Nofretete zeigen

Frau El-Saddik, Sie sind seit 2004 Direktorin des Ägyptischen Museums in Kairo und die erste Frau auf dieser Position. Damals kamen nur zwei Prozent ägyptischer Besucher, heute ist jeder Fünfte aus Ägypten. Was haben Sie getan, um das Interesse der Ägypter zu wecken?

In vielen Interviews im Fernsehen und in der Zeitung habe ich wiederholt, die Ägypter sollten ins Museum kommen, um ihr Kulturerbe zu sehen. Die Ägypter haben immer gedacht, Museen und Ausgrabungen seien nur für Touristen. Sie sind stolz auf ihre Geschichte, doch sie wissen kaum etwas darüber. Das ändert sich heute. Es gibt jeden Tag neue Dokumentarfilme und ständig wird Neues entdeckt.

 

Im Westen ist Kairo für die Pyramiden bekannt, in der islamischen Welt eher für die Universität al Azhar. Gibt es ein Spannungsverhältnis zwischen altägyptischer und islamischer Kultur?

Nein. Heute kommen auch viele Araber aus Saudi Arabien und den Emiraten. Früher gingen sie aus religiösen Gründen nicht ins Museum, weil dort die Heiden, die Pharaonen sind. Sie hatten kein Interesse an Kunst. Wenn sie alte Möbel und Kunstgegenstände sahen, fragten sie, warum kaufen sie nichts Neues? Erst bei den Reisen haben sie gesehen, dass die Europäer Antiquitäten sammeln und selbst angefangen, sich für Geschichte zu interessieren.


Wie kann man verhindern, dass archäologische Schätze illegal an Sammler in aller Welt gelangen?

Wenn die Objekte registriert sind, können wir sie zurückholen, aber wenn sie nicht, können wir nichts machen. Jeder kann sagen, das ist ein Erbe meines Urgroßvaters, der war vor hundert Jahren in Ägypten und hat das mitgebracht.

 

Bei Ihrem letzten Besuch in Berlin forderten Sie die Rückgabe der Nofretete. Warum?

Alle Ägypter fordern die Rückgabe. Wir fordern auch mehrere andere Stück aus dem Louvre und aus Boston zurück. Es wird natürlich sehr schwer werden. Ich weiß sehr gut, dass Nofretete für Berlin besonders wichtig ist. Doch sie ist Ägypterin. Vielleicht wird es möglich sein, zusammen eine Ausstellung zu machen. Ich dachte daran, sie gemeinsam mit unserer Nofretete zu zeigen. Die Ausstellung könnte dann auch nach Berlin kommen. Die Angst, wir würden Nofretete in Ägypten behalten, ist unbegründet.

 

Im Herbst ist eine Ausstellung über den deutschen Ägyptologen Richard Lepsius geplant.

Wir veranstalten dieses Jahr eine Serie von Ausstellungen über ausländische Archäologen. Lepsius hat bei seiner Reise durch Ägypten und den Sudan alle bekannten Denkmäler maßstabsgetreu aufgezeichnet und sie erstmals wissenschaftlich in chronologischer Reihenfolge zusammengestellt. Wir wollen diese Zeichnungen, die sehr schön sind, nun auch in Kairo zeigen.

 

Das Gespräch führte Ulrich Schwerin.
 

 

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